Stöbern im KOBV – Browsing für Bibliothekskataloge

Sie kennen es: jedes Jahr kurz vor Weihnachten nehmen Ihre Besuche bei Online-Buchhändlern und -shops rapide zu. Und zur Qual der Wahl, wem Sie was schenken könnten, kommt eine Vielzahl von verschiedenen Produktkategorien hinzu. Das Angebot scheint schier unendlich. Nahezu alle großen Onlineshops bieten daher mittlerweile die Möglichkeit das Angebot nach verschiedenen Kriterien zu „durchstöbern“ (engl. to browse). Browsing ist dabei eine Strategie, die auch auf den Zufall setzt, denn ein Nutzer weiß zu Beginn einer solchen „entdeckenden Suche“ häufig nicht konkret, was das Ziel oder Ergebnis der Suche sein soll. Wichtiges Hilfsmittel beim Browsing sind vorgegebene Kategorienbezeichnungen, so dass ein Nutzer im Verlauf des Durch-die-Seiten-Stöberns Begriffe wiedererkennt.

Natürlich ist die typische Anwendung für die Recherche im Katalog einer Bibliothek nicht die Suche nach einem Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk. Doch auch für Bibliotheksnutzer dürfte es Anwendungsfälle geben, bei denen man sich einen Überblick zu einem bestimmten Thema wünscht, anstelle mit präzisen Suchbegriffen auf die Jagd nach einem ganz bestimmten Buch oder Zeitschriftenartikel zu gehen. Beispiele könnten sein: der Student, der für eine Arbeit zu einem Thema einen Überblick über die vorhandene Literatur bekommen möchte, oder der Wissenschaftler, der in den aktuellsten Veröffentlichungen aus seinem Fach stöbern möchte. Im Rahmen des K2-Projekts wird daher die Möglichkeit untersucht, mit dem neuen KOBV-Portal den Nutzern auch durch Browsing einen thematischen Überblick über den Bestand zu geben.

Neben einer ansprechenden Visualisierung des Browsings ist vor allem wichtig, dass die Titel für die Nutzerinnen und Nutzer sinnvoll gefiltert werden und das Suchergebnis damit eingeschränkt wird. Dafür müssen die Daten im Katalog vorab entsprechend thematisch bzw. fachlich eingeordnet werden. Aber nur wenige Bibliotheken haben ihren Bestand bisher vollständig oder auch nur annähernd vollständig sachlich erschlossen. Das Filtern bzw. Kategorisieren anhand von thematischen Kriterien ist ratsam, wenn beispielsweise das Signatursystem einer thematischen Gliederung folgt. Werden Titel nicht thematisch oder fachlich erschlossen, sind sie für die Nutzerinnen und Nutzer praktisch nicht durch einen Browsingeinstieg zu finden. Eine Möglichkeit diesem Problem zu begegnen, ist die Anreicherung des Katalogs mit fremden Erschließungsdaten (siehe z. B. Blogbeitrag von Oliver Flimm von der USB Köln [1]). Außerdem gibt es bereits erste Erfahrungen mit Verfahren zur automatisierten Erschließung, womit bislang allerdings hauptsächlich Volltexte bearbeitet wurden (etwa das Projekt ACT-DL an der Universität Bielefeld [2]).

Zu berücksichtigen ist auch, dass die KOBV-Bibliotheken eine Reihe verschiedener Klassifikationssysteme verwenden. Um dem Nutzer eine einheitliche, übersichtliche Auswahl an thematischen Kategorien zu bieten, ist daher eine Abbildung von verschiedenen Klassifikationssystemen auf ein Zielsystem nötig. Dieses Zielsystem kann entweder eine Eigenentwicklung sein, oder eine der gängigen Systematiken wie die Regensburger Verbundklassifikation (RVK) oder die Dewey-Dezimalklassifikation (DDC). Auch in diesem Bereich gibt es bereits zahlreiche Vorarbeiten, jedoch noch keine auch nur annähernd vollständige Konkordanz. Ein erster Schritt wäre daher, mit groben Kategorien zu beginnen, z. B. den rund 30 RVK-Klassen der obersten Hierarchieebene oder einer Auswahl von DDC-Klassen der ersten und zweiten Hierarchieebene. Die konzeptionelle Entscheidung über die thematische Kategorienstruktur, die dem Nutzer für das Browsing im K2-Portal angeboten werden soll, steht am Beginn und ist zugleich eine wichtige Grundlage für die weitere Entwicklung der Nutzeroberfläche. Es sollte an diesem Beispiel deutlich werden, dass die Umsetzung gerade von themenbasiertem Browsen im K2-Portal eine ganze Reihe konzeptioneller und vor allem technischer Fragen aufwirft. Umso wichtiger sind die Ergebnisse von Nutzerbefragungen und Expertenmeinungen, um abzuklären welche Erwartungshaltungen tatsächlich bestehen.

[1] http://blog.openbib.org/2013/08/01/mehr-finden-mit-offenen-katalogdaten/ (2013-08-16)

[2] http://act-dl.base-search.net/ (2013-08-16)